Zeitungsartikel – Zurück zu G9 – für ein qualitativ hochwertiges Gymnasium

Aus den Weinheimer Nachrichten vom 15.07.2023:

Weinheim. „Zurück zum neunjährigen Gymnasium!“ Das war der Tenor der Podiumsdiskussion, die der Weinheimer Ortsverband der FDP im Café Florian veranstaltete. Anja Plesch-Krubner, Mitbegründerin der Initiative „G9 jetzt! BW“ erläuterte, dass sich der Wechsel zu G8 aus Sicht der Bewegung als Fehler herausgestellt hat. Sie fordert, dass G9 wieder die Regel wird, mit der Option, eine „Schnellläuferklasse“ einzuführen. Hierdurch sollen eine höhere Qualität der gymnasialen Ausbildung und mehr Freizeit für Engagement außerhalb der Schule geschaffen werden. 

Initiative gestartet 

Plesch-Krubner hatte gemeinsam mit einer weiteren Mutter vor sechs Jahren die Initiative ins Leben gerufen und eine Petition gestartet. Am 30. November wurde ein Volksantrag initiiert mit dem Ziel, 39 000 Unterschriften von Bürgern für die Einführung von G9 zu sammeln und so die Landesregierung zum Handeln zu bewegen. Karin Fetzner, stellvertretende Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg, unterstützt die Initiative einer flächendeckenden Wiedereinführung von G9. 

Der Philologenverband hatte sich seit langem gegen die Einführung von G8 als Regelform ausgesprochen. Aus dessen Sicht wurden die Ziele, die mit der Einführung von G8 verfolgt wurden, nicht erreicht. Neben Kosteneinsparungen war dieses in erster Linie ein früherer Berufseinstieg der Schüler. Heute ist das Ergebnis von G8, so Fetzner, dass die Schüler mit einer schlechteren Bildung und weniger reif in den Arbeitsmarkt entlassen würden. Durch ein Jahr im Ausland, Work and Travel, freiwilliges soziales Jahr und ähnliche Projekte begännen die Abiturienten oftmals nicht früher mit dem Studium oder der Ausbildung, so Frau Fetzner. 

„Als Fehler entpuppt“ 

Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern, stellvertretender Vorsitzender und bildungspolitischer Sprecher der baden-württembergischen FDP-Fraktion, unterstrich, dass sich das Konzept nicht bewährt habe. Die Einführung von G8 habe sich als Fehler herausgestellt, der baldmöglichst korrigiert werden sollte. Die anderen Flächenländer hätten dies bereits getan. Baden-Württemberg hinke hier nach. Angesichts der großen Lernrückstände der Schüler aufgrund der Corona-Pandemie wäre ein möglichst baldiger Wechsel zurück zu G9 zu begrüßen. Damit den Schülern die Möglichkeit eingeräumt wird, mit einem Jahr mehr Zeit die Lücken bis zum Abitur besser zu schließen und dennoch Freiraum für Persönlichkeitsentwicklung und Ehrenamt zu haben. Kern erläuterte, dass letztlich nur noch die Grünen im Landtag strikt für die Beibehaltung von G8 sind. 

Differenzierte Diskussion 

In der anschließenden Diskussion mit Bürgern zeigte sich ein differenziertes Meinungsbild. Alle Anstrengungen für ein qualitativ hochwertiges Gymnasium, vor allem weniger Unterrichtsausfall, und die Stärkung der gymnasialen Bildung wurden von den Anwesenden begrüßt. Oliver Willmann, stellvertretender Vorsitzender des FDP-Ortsverbands Weinheim, zeigte sich mit der Veranstaltung sehr zufrieden: „Es ist gut, dass wir dieses Thema aufgegriffen haben, das offensichtlich die Bürger in der Region bewegt. Wir planen, weitere Veranstaltungen zum Thema Bildung in Weinheim durchzuführen.“