„Klimaschutz ist vor allem ein Technikthema“

Bundestagswahl: Weinheimer FDP begrüßt Experten zu den Themen Bildungs- und Umweltpolitik / Liberale setzen auf EU-Emissionshandel als Anreiz für Innovationen.

Weinheim. Mit zwei Veranstaltungen zur Bildungs- und Umweltpolitik haben die Weinheimer Liberalen den Endspurt bei ihrem Bundes­tagswahlkampf eingeläutet. Dabei machte der Bundestagsabgeordnete Dr. Jens Brandenburg am Freitag­abend im Cafe Florian deutlich, dass die FDP die Berufsorientierung auch in den Gymnasien ausbauen möchte. Brandenburg, der Mitglied im Ausschuss für Bildung, For­schung und Technikfolgenabschätzung sowie der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung“ ist, verwies auf die Aufstiegschancen und die guten Gehaltsperspektiven im handwerklichen Bereich und stellte fest; „In Deutschland wird die beruf­liche Bildung unterschätzt.“

Die Konzentration auf die akade­mischen Laufbahnen sieht er als Standortnachteil und verweist auf den Fachkräftemangel und darauf, dass Handwerker händeringend ge­sucht werden. Ferner müsse man daran denken, die oberen Besol-dungsstufen im Öffentlichen Dienst, die heute ausschließlich Akademi­kern vorbehalten seien, auch für Qualifizierte aus der beruflichen Laufbahn zu öffnen.

Brandenburg machte deutlich, dass er im Bildungsbereich einen großen Nachholbedarf sieht, und beschrieb dies am Beispiel der Digi­talisierung. Auch wenn sich etwas bewege, wie beim Digitalpakt mit fünf Milliarden Furo bereitgestell­ten Mitteln, verlaufe die Umsetzung viel zu schleppend.

Tim Nusser, Bundestagskandidat der FDP im Wahlkreis Heidelberg/ Weinheim, verwies darauf, dass die Modernisierung   im Bildungsbe­reich nur ein Baustein der Moderni­sierungsinitiative sei, mit der die FDP in den laufenden Bundestags­wahlkampf ziehe.

Am Sonntagvormittag war dann der Landtagsabgeordnete Daniel Karrais in kleiner Runde im Café Florian zu Gast. Der 31-jährige Ma­schinenbau-Ingenieur ist Vorsitzen­der des Ausschusses für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft im Landtag. Der Klimawandel sei zwei­fellos eine der größten Herausforderungen, biete aber auch viele Chan­cen, wenn man es richtig anpackt. Die FDP bekenne sich zum Ziel des Pariser Abkommens, die Erderwär­mung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Nationale Alleingänge lehne man al­lerdings ab.

Der Vorschlag der Liberalen: Der EU-Emissionshandel soll auf alle Sektoren ausgeweitet werden. Für den Ausstoß von C02 müssten Zerti­fikate erworben werden, die von Jahr zu Jahr weniger und damit teu­rer werden. Wer wenig C02 aus­stößt, spart Geld. Wer C02 speichert,
bekommt sogar Geld. Dann müsse der Staat auch gar nicht vorgeben, welche Technologien das sein sol­len. Das würde quasi automatisch Anreize für klimafreundliche Tech­nologien schaffen – ohne Verbote und Zwang – ist Karrais überzeugt.

Die Grünen würden sich dagegen zu stark auf den Strom- und den Verkehrssektor konzentrieren. Ebenso wichtig wären aber Anreize für die Industrie und die privaten I laushalle. Grüne Gesetzesvorhaben wie die Pflicht zum Einsatz von mindestens 15 Prozent erneuerbarer Energien bei Modernisierungen bezeichnete Karrais als Symbolpoli­tik. Wenn sich das für die Bürger fi­nanziell nicht rechnet, würden diese die Anschaffung einer neuen Hei­zung sogar eher nach hinten ver­schieben. Seiner Meinung nach wäre es viel wichtiger, jetzt zum Bei­spiel die Entwicklung von innovati­ven Energiespeichern zu fördern, damit Wind- und Solarenergie auch nachts und bei Flaute verfügbar sei­en. Durch das Urteil des Bundesver­fassungsgerichts zum – mittlerweile geänderten – Klimaschutzgesetz der amtierenden Bundesregierung sah sich Karrais bestätigt, dass bisher künftige Generationen zu stark be­lastet würden. Das schränke deren Freiheit ein – „ein typisches Thema für die Liberalen“, so Karrais. Dass Grüne und SPD vor allem auf die Fr-höhung der C02-Steucr setzen, sei eine Politik nach dem „Prinzip Hoff-nung“, dass die Steuer die er­wünschte Wirkung entfalte, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Für ihn sei Klimaschutz dagegen vor allem ein Technikthema, das riesiges Wachstumspotenzial für die deut­sche Wirtschaft biete. pro/-

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