FDP: Helmut Markwort bezeichnet beim Auftritt im Café Florian öffentlich-rechtliche Medien als gefährliches Terrain und hält Meinungsforscher für Stimmungsmacher

Weinheim. I lclmut Markwort schmeckt es nicht, wenn er derzeit immer wieder gefragt wird, ob man lieber den Laschet oder doch lieber den Scholz wählen soll. „Der Kanzler wird vom Parlament gewählt, wir wählen Programme”, stellt er bei seinem Besuch der Weinheimer FDP im Café Florian fest. Der Journalist und Medienunternehmer, der in der Vergangenheit auf der Tribüne des FC Bayern München bei Fußballübcrtragungen neben Uli Hoeneß eingeblendet wurde und der als ehemaliger Herausgeber des Magazins „Focus” noch immer mit seinem Spruch „Fakten, Fakten, Fakten!” in Verbindung gebracht wird, hat bei den Liberalen auch mit seinen 84 Jahren Zugkraft. Mit gut 30 Personen waren die Tische im Veranstaltungsraum voll besetzt.
Hin „Hallo!” gab es, als der ehemalige Bayern-Spieler Markus Bab-bel den Raum betrat und Markwort als ehemaliges Bayern-Aufsichtsratsmitglied begrüßte. Nicht nur für den inzwischen in Weinheini lebenden Babbel, sondern auch für den Referenten selbst war der Besuch an der Bergstraße fast ein Heimspiel. Markwort stammt aus Darmstadt, genauer gesagt aus Bcssungen, wie er einem Besucher auf Nachfrage sagte und scherzend in Darmstädter Dialekt hinzufügte: „Die wollde misch net.”
Markwort zur Medienlandschaft
In dem engen, voll besetzten Raum ging es dann aber eine gute Stunde lang weder um den Fußball-Rekordmeister noch um das Darmstädter Lustspiel „Datterich”, in dem Markwort auch schon als Schauspieler mitwirkte, sondern um Politik, explizit um die Bundestagswahl in wenigen Wochen am 26. September und um Einschätzungen der Medienlandschaft
Der Medienmann weiß um die Rolle, die Zeitungen und Fernsehen für einen Wahlausgang spielen können, und einer der Zuhörer meinte gar, die Medien seien nicht die vierte, sondern die erste Kraft im Staat. „Es gibt keine Objektivität”, ist Markworts feste Meinung. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gebe es zudem unverkennbar eine grüne und linke Grundhaltung unter den Journalisten.
Gegen Gendern
Das sei nicht nur bei der Auswahl und Aufbereitung von Themen in Nachrichtensendungen zu sehen. „Das geht ja dann noch mit Talkshows weiter”, blickte er ins Abendprogramm und fügte hinzu: „Sahra Wagenknecht war der am meisten eingeladene Studiogast.” Die öffentlich-rechtlichen Medien seien ein gefährliches Terrain. Das belegt für den bayrischen FDP-Landtagsabgeordneten auch die Tatsache, dass in Sendungen gegendert werde. „Obwohl diese Sprachverhunzung 65 bis 70 Prozent der Menschen in Deutschland ablehnen”, sagte er.
Markwort zeigt auch im weiteren Verlauf seines Wahlkampfauftritts klare Kante. Meinungsforscher, insbesondere die von Forsa, sind für ihn Stimmungsmacher. Da hält er sich schon lieber an das Institut für Demoskopie Allensbach, das die CDU mit acht Prozentpunkten vorne liegen sieht, wie er in der Frankfurter Allgemeinen, seiner l.icblingstageszeitung, lesen konnte.
Den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz bezeichnet er als „den größten Blender, der hier herumläuft”, und verweist auf dessen Planlosigkeit als Hamburger Bürgermeister beim G20-Gipfel und auf Verstrickungen in den Wirecard -Skandal und die Cum-ex-Affäre. „Das wird in den Medien wenig gespielt”, sagt er.
Der politische Rundumschlag landet auch beim aktuellen Thema Afghanistan. „Ein Weltskandal”, wettert Markwort, „für den jetzt die Dienste wie der BND in die Pfanne gehauen werden sollen. Die armen Schweine können sich nicht wehren.” Ob dieser Skandal wahlentscheidend werden kann, weiß er nicht. Fest steht für ihn nur: „Man muss Afghanistan den Afghanen überlassen.”
Vorfreude auf Bild-TV
Angst um die Demokratie in Deutschland hat er nicht, beantwortet er eine Zuhörerfrage, „denn diejenigen, die sich in den asozialen Medien tummeln, leben in ihrer eigenen Meinungsblase”, analysiert Markwort. Vielleicht wird ja medial einiges besser, wenn ab 22. August Bild-TV sendet. Darauf freut er sich jedenfalls. Beim Aufspielen des Senders aufs Laptop vertraut er auf die Hilfe seines Sohnes.
Für bayrisches Wahlrecht
„Zur Rolle des Alterspräsidenten im bayrischen Landtag kam ich durch ein Versehen”, sagt Helmut Markwort und schmunzelt. Weil einer von der FDP zur CSU wechselte, sei er telefonisch darum gebeten worden, für die FDP zu kandidieren. Durch das bayrische Wahlrecht war es möglich, dass er von einem hinteren Platz auf Platz 2 vorgewählt wurde. „Ich würde es allen Wählern wünschen, dass sie den Listenplatz eines Kandidaten verändern können”, sagteerauch mit Blick auf Tim Nusser (25), den aktuellen jungen
Kandidaten der FDP für den Wahlkreis Heidelberg, der seinen Wahlkampf unter das Motto „Deutschland für die Zukunft fit machen” gestellt hat.
Im Café Florian erlebte er, wie auch ein 84-jähriger Alterspräsident noch aktiv Wahlkampf betreiben kann. „Ich fahre nicht mehr überall hin”, hatte Helmut Markwort zu Beginn seines Auftritts gesagt, „aber nach Weinheim bin ich gerne gekommen.” Manche Auslandsreise tritt er, der seit 53 Jahren in der Partei ist, dann doch noch an. Für einen Tag wird er am 4. September nach Mallorca fliegen, zu einem Memory-Barbecue für Guido Westerwelle, den er zu dessen Lebzeiten besonders schätzte.