Bundestagswahl: Präsenzveranstaltung der FDP im Café Florian / Tim Nusser, Kandidat im Wahlkreis Heidelberg/Weinheim erläutert seine Programmschwerpunkte
Weinheim. Knapp 100 Tage vor der Bundestagswahl läutete der FDP-Ortsverband Weinheim mit einer öffentlichen Veranstaltung im Café Florian die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs ein. Vorsitzender Dr. Martin Bürmann war erfreut, dass nach eineinhalb Jahren wieder, bei Einhaltung der Coronaregeln, ein politischer Meinungsaustausch im persönlichen Kontakt möglich war. Der Bundestagskandidat der FDP, Tim Nusser, erläuterte seine Programmschwerpunkte. Dazu schreibt die FDP:
Nusser verwies darauf, dass es mit dem Ausscheiden von Kanzlerin Angela Merkel einen Richtungswechsel gebe. Die FDP strebe dabei eine aktive Rolle an. Nusser berichtete von seinen vielfältigen Kontakten zu Unternehmen, Gastronomen und Einzelhandel und von Veränderungen, die nach den Lockdown-Phascn trotz der umfangreichen Unterstützungen sichtbar werden.
Sozialsysteme verändern sich
Die finanziellen Reserven seien in vielen Betrieben aufgebraucht, was jetzt notwendige Investitionen verhindere und sich auch auf die Altersversorgung der Inhaber auswirke. Die anstehenden Änderungen gehen, so Nusser, viel weiter. An erster Stelle betreffe dies die Sozialsysteme, die „in 30 Jahren nicht mehr so sein werden, wie heute“.
Ein Vergleich des deutschen Gesundheitswesens mit Großbritannien falle heute noch sehr positiv aus. Das Niveau der Sozialsysteme aufrechtzuerhalten, werde mehr und mehr zum Finanzierungsproblem. Es gehe um Generationengerechtigkeit. Reformen seien unausweichlich. Im flexiblen Renteneintritt sehe die FDP einen wesentlichen Baustein.
Auch beim Thema Chancengerechtigkeit sehe man Deutschland auf den letzten Rängen, was die Aufstiegschancen von Kindern einer Hartz-4-Familie zeigten. Nusser plädiert dafür, die Zuverdienstmög-lichkeitcn von Hartz-4-Emplangern zu verbessern. Als weiteren Schwerpunkt sprach Nusser die Bürgerrechte an: Die Einschränkungen der Bürgerrechte zur Bekämpfung der Pandemie, so notwendig sie auch waren, dürfen nur für einen begrenzten Zeitraum vom Parlament vorgenommen werden. Hier sei die FDP als Bürgerrechtspartei gefragt.
Digitalisierung ohne Expertise
Im Bereich Digitalisierung fände man Deutschland EU-weit und nach den Maßstäben der OECD auf den letzten Plätzen. Beispiel ist für Nusser die Situation in der digitalisierten Landwirtschaft. An vielen Standorten gebe es kein Handynetz.
Auch im Schulbereich, in dem der Bund finanziellen Anschub leiste, gehe es allerdings nur schleppend voran. Die Förderung sei an die Vorlage eines Konzepts gebunden, zu dessen Erstellen vor Ort die Expertise fehle. Auch hier wirke sich der typisch deutsche Bürokratismus aus.
Nusser, der seinen Master in Public Policy an der englischen Universität Oxford abgeschlossen hat, plädierte für das in England erfolgreich angewandte One-in-two-out-Prinzip: Für eine neue Verordnung oder ein neues Gesetz sollen zwei bisher geltende abgeschafft werden.
Zur Klimapolitik sagte Nusser, die Klimaerwärmung sei nur auf 1,5 Grad zu begrenzen, wenn C02 aus der Atmosphäre entnommen wird. Die FDP setzt darauf, den Emissionshandel massiv auszuweiten und Lösungen den Emittenten zu überlassen, statt mit detaillierten Vorschriften steuernd einzugreifen.